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Jörg Gräf verlässt nach 20 Jahren die Gemeindewerke

Nachfolger wurde vom Bürgermeister bestimmt.

Als der Budenheimer Jörg Gräf im Februar 2002 bei den Gemeindewerken anheuerte, hieß der Bürgermeister, kraft Mandat Vorsitzender des damaligen Werkausschusses, noch Rainer Becker. Unter dem damaligen Werkleiter Gerwin Bell (ab 07/2003 Lothar Butzbach) kümmerte sich der studierte Dipl.- Betriebswirt Gräf u.a. um die Organisation des Rechnungs- und Abrechnungswesens und um die immer komplexer werdende Erstellung der zahlreichen Bilanzen, die der Gesetzgeber alljährlich von einem Eigenbetrieb bzw. einer Anstalt des öffentlichen Rechts einfordert. Gräf war auch im Zeitraum 2005-2006 wesentlich am Umwandlungsprozess der Gemeindewerke von einem Eigenbetrieb zu einer Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR) eingebunden. Die Umwandlung ist mit Wirkung zum 01.01.2007 dann vollzogen worden.

Die Werke waren in all den Jahren, trotz immenser Kosten und Querfinanzierung des Hallenbads wirtschaftlich sehr erfolgreich. Über 80 Prozent der Budenheimer Haushalte sind im freien Wettbewerb der Anbieter den Gemeindewerken "elektrisch" treu geblieben. Kunden der Gemeindewerke beziehen ausschließlich bilanziell Naturstrom und dies bis zuletzt, dank vorrausschauender und langjähriger Lieferverträge zu stabilen und im Vergleich recht günstigen Konditionen. (zuletzt 27,50 ct/kWh brutto für Altverträge, abzgl. EEG Umlage ab 1.7.2022)

2018, mit Ausscheiden des langjährigen Vorstands Lothar Butzbach wurde beschlossen, künftig einen technischen und einen kaufmännischen Vorstand zu bestellen. Letzterer wurde Jörg Gräf, der mit seinem technischen Kollegen Markus Grieser fortan die Geschicke der GW lenkte. Gräf wurde zum Vorstandsprecher berufen.

In den wenigen 4 Jahren seither, davon über 2 Jahre unter Corona, forcierte Gräf den Blick nach vorn und begleitete mehrere Großprojekte, u.a.

  • die Sanierung des in die Jahre gekommenen Hallenbads (Eröffnung 1978, Sanierungsbeginn Frühjahr 2019), auf das die Budenheimer mit recht Stolz sein können. Vor der Beckensanierung wurden in einem ersten Schritt bereits die Klimaanlagen erneuert, was zu deutlichen Energieeinsparungen führte.
  • Erste Ladestationen für Elektrofahrzeuge wurden unter seiner Ägide am Rathaus, an den Gemeindewerken und an der Budenheimer Volksbank errichtet. Mittlerweile sind insgesamt 5 weitere Ladestationen hinzugekommen. Das System wurde im "Ladenetz.de" integriert.
  • Die Erweiterung, Sanierung und Modernisierung des Dienstgebäudes in der Unteren Stefanstraße auf KfW-Standard 70 folgten unmittelbar.
  • In Zusammenarbeit mit der Bürgergenossenschaft Urstrom aus Mainz wurde das von den Gemeindewerken erworbene e-Dienstfahrzeug das erste Carsharing-Mobil in Budenheim.
  • 2021 nahm, ebenfalls auf Gräfs Initiative, der Klimaschutzmanager Daniel Zabicki seine Arbeit unter dem Dach der Gemeindewerke auf.
  • Sein jüngstes Projekt, dass Gräf mit Hinblick auf die notwendige Energiewende mit besonderem Herzblut vorantrieb, war die erfolgreiche Gründung der Budenheimer Energiegenossenschaft. Energie in Bürgerhand.

Dass er nun die Werke verlässt ist, schon wegen seines immensen Sachverstands, nicht nur in unseren Augen ein herber Verlust für Budenheim. Eine Reihe von Unstimmigkeiten zwischen Bürgermeister Hinz und Gräf haben ihn zu diesem Schritt bewogen.

Die Belegschaft der Gemeindewerke (und auch einige Mitarbeiter aus dem Rathaus) verabschiedeten Gräf am 11.8., seinem letzten Arbeitstag, in einer emotionalen kleinen Feier mit viel Wehmut.

Wir danken Jörg Gräf für sein überdurchschnittliches Engagement im Dienste Budenheims und seiner Bürger*innen und wünschen ihm persönlich alles Gute.

Nachfolger vom Bürgermeister "bestimmt"

in nicht öffentlicher Sondersitzung des Gemeinderats vom 10.8.2022 wurde nach kontroverser Debatte über den einzigen Vorschlag des Bürgermeisters zur Nachfolge von Jörg Gräf abgestimmt. Mit knapper Mehrheit wurde der Vorschlag bestätigt.

Den Mitgliedern des Ältestenrats, in dem sich wenige Tage zuvor noch beide Kandidaten vorstellen durften (ja, es gab einen zweiten, durchaus qualifizierten Kandidaten), wie auch denen des Gemeinderats, wurden die näheren Argumente (Qualifikation und sonstige Gründe des Für- und Widers) für die Nachfolge nicht schlüssig erläutert. So etwas wie eine anonymisierte Qualifikationsmatrix, wie es der Datenschutzbeauftrage des Landes in solchen Fällen empfiehlt, gab es nicht. Interessanterweise gibt es aus Datenschutzgründen keine Matrix, so erklärte es die Verwaltung. (Mittlerweile ein Treppenwitz in deutschen Behörden: wenn was nicht geht, dann entweder wegen Corona oder wegen Datenschutz... man darf es sich aussuchen.)

In der entscheidenden Ratssitzung (der Rat muss den Vorschlag bestätigen) gab es dann nur noch den einen Kandidaten. Der Bürgermeister hatte von seinem Vorschlagsrecht, auf das er mehrfach verwiesen hat, gebrauch gemacht und damit basta. 

Somit wird Andreas Weil (CDU) zum kaufmännischen Vorstand in den Gemeindewerken.

Dieser Beschluss wurde von der Verwaltung fast 9 Wochen nicht bekanntgegeben, obwohl auch ► Beschlüsse aus nichtöffentlicher Sitzung ohne Verzögerung zu veröffentlichen sind. Wer suchet, der findet: Seit heute (10.10.) steht (recht lautlos) auf der Webseite der Gemeindewerke, das Andreas Weil als kaufm. Vorstand und der bisherige technische Vorstand Markus Grieser zum Vorstandssprecher bestellt wurde, unter "Aktuelles".

Wir wünschen dem Nachfolger viel Glück, denn das wird er in Zeiten wie diesen, rund um die Megathemen Klimawandel, Energiekrise und rasant steigenden Energiepreisen brauchen. Es bleibt zu hoffen, dass er die Anstrengungen für erneuerbare Energien unterstützt und wie sein Vorgänger vorantreibt.

Aus Gründen der politischen Neutralität hat Weil seine Ämter in den Rathausgremien und als 1. Beigeordneter zum 30.9. niedergelegt.